„ESSEN ändert alles“, „Die Gesundheit beginnt im Darm“ und „Du bist was du isst“, sind sicherlich Aussagen, die dir bekannt vorkommen. Ich beschäftige mich seit fünf Jahren intensiv mit meiner Ernährung und möchte noch in den Topf werfen „Nichts an Ernährung ist leicht!“ – so schwebte der Glaubenssatz zumindest anfangs in meinem Kopf, aber ich habe gelernt es aufzulösen und mir meine Ernährung einfach und leicht, aber trotzdem bewusst und gesund zu machen.

Kann Ernährug das Wohlbefinden ändern?

Bevor ich mit meiner Ernährungsumstellung begann, ging es mir nicht gut. Ich rannte von Arzt zu Arzt und niemand konnte mir wirklich weiterhelfen. Somit setzte ich mich selber mit mir und dem, was ich meinem Körper anbot auseinander, belas mich, recherchierte und stellte meine Ernährung um. In Etappen und trotzdem konsequent. Von heute auf morgen verzichtete ich strikt auf glutenhaltige Lebensmittel und auf Industriezucker. Damit einher ging es Fertigprodukte nicht mehr zu kaufen, denn in fast allen Produkten die es so im Supermarkt gibt, ist entweder Gluten, oder Zucker und wenn das nicht drin ist, so war es Palmöl, was ich aus umwelttechnischer Sicht absolut ablehne.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier

Zunächst war dieser Schritt ziemlich groß für mich, schien wie eine tiefe Schlucht. Ich befand mich auf der einen, unbekannten Seite und mein Umfeld stand auf der anderen Seite und winkte mir mit mitleidigen Blicken zu.

Eigentlich war es gar nicht schwer mich selber von all dem, was mir zuvor so gut schmeckte fernzuhalten. Schnell fand ich leckere Alternativen und verwandelte meine Küche in eine Art Ernährungslabor, in dem ich meine Experimente mit bis dahin neuen Lebensmitteln Tag für Tag durchführte. Schnell merkte ich auch, dass ich obwohl ich auf bis dahin für mich grundlegende Dinge verzichtete, gut und einfach satt wurde, ja mir machte es sogar jede Menge Spaß auszuprobieren und zu merken: Es schmeckt!

Gemüse und next Level Hack

Eine völlig neue Welt öffnete sich mir, in die ich freudvoll hineinhüpfte, mir Bücher zum Thema kaufte, neue Küchenutensilien und nach und nach mein Wissen rund um Ernährung erweiterte. Weg von „Das haben wir schon immer so gemacht.“ oder „Was der Bauer nicht kennt, frit er nicht“ (wie mein Opa immer so schön zu sagen pflegte), hinzu „Über den Tellerrand schauen“, im wahrsten Sinne des Wortes. Und ich schaute nicht nur, ich sprang gleich auf komplett neue Teller.

Social Distancing durch Ernährung

Für mich daheim machte das auch alles Spaß und jedes Gericht, das ich kochte entsprach komplett meinen Ansprüchen auf bewusste und gesunde Ernährung. Der Hink an der Sache kam, sobald ich das Haus verließ, über den Abgrund zurück hüpfte und mich mit Freunden traf, Restaurants besuchte, zum Geburtstag eingeladen wurde etc. Schnell wurde ich zu der, die ihren eigenen Kuchen auf eine Geburtstagsfeier mitbringt, oder im Restaurant nicht satt wird, die für die immer eine Extrawurst gebraten werden muss und die, die stundenlang im Supermarkt steht um Inhaltsstoffe durchzulesen. Meine Entscheidung für eine etwas andere Ernährung musste ich immer erklären und so oft hörte ich „Nee das könnte ich nicht“. In der Tat fiel es mir gerade unterwegs auch teilweise echt schwer. Zu einfach war es, mal eben beim Bäcker einen Snack für zwischendurch zu kaufen, oder in die Häppchenbox einer anderen Mami auf dem Spielplatz zu greifen. Leicht und oftmals verlockend, aber ich hielt meinen Idealen stand und mittlerweile kann ich mich kaum an die Zeit zurück erinnern.

Ernährung rückt immer mehr in den Mittelpunkt

Mittlerweile haben sich auch die Menschen verändert. Irgendwie hat sich in den letzten Jahren das Verständnis für gute Ernährung insgesamt gefühlt um 180 Grad gedreht, viele haben eine andere Ernährungsweise zumindest schon mal ausprobiert und plötzlich wissen auch alle, was Gluten überhaupt ist. Du wirst lachen, aber vor fünf Jahren stieß ich auf fragende Gesichter, wenn ich von meiner Ernährungsumstellung berichtete. So normal war es, alles was die Lebensmittelindustrie zu bieten hat, einfach hinzunehmen ohne eigentlich zu wissen was das ist. Kopfschmerzen, Regelschmerzen, Völlegefühl, Stimmungsschwankungen, fahle, unreine Haut, stumpfe Haare, brüchige Nägel, Verstopfungen, Blähungen, Antrieblosigkeit und viel mehr, ist auch einfach normal für uns geworden. Gegen alles gibt es irgendwelche Mittelchen und Pillen, die der Arzt schnell aufschreibt. Das Symptom verschwindet dann auch vielleicht, aber die Ursache bleibt und ob du es glaubst oder nicht, sie hat ihren Ursprung zu 80% im Darm.

Viele Köche verderben den Brei?

Wenn man einmal damit beginnt sich mit Ernährung auseinanderzusetzen, trifft man auch allerlei Meinungen und Sichtweisen. Hier ist es ganz gut seinen eigenen Weg durch den Dschungel zu finden, einen Anfang zu machen und Stück für Stück neue Gewohnheiten, die plausibel klingen einzuführen oder eben alte einzustampfen. Mir gaben in der vergangenen Zeit Ernährungsberater und das Buch „Ernährungskompass“ eine Art roten Faden. Ich suchte mir meine Handvoll Leute, denen ich traute, die Umstände auch erklärten und setzte ihre Hinweise nach und nach um.

Mein innerer Koch

Da mein alter Nachname Koch lautet, steckt dieser natürlich irgendwo tief in mir. Ich hasse es übrigens nach Rezepten zu kochen. Trotzdem kaufte ich mir in den vergangenen Jahren so einige Kochbücher, einfach um mich inspirieren zu lassen und neue Lebensmittel kennenzulernen. Alles andere ist Improvisation und zu 95% gelingt mir mein Essen zur vollsten Zufriedenheit aller Testkaninchen. Übrigens gibt der Kochbuchmarkt heute schon viel mehr her, als noch vor fünf Jahren. Die Bücher von Veronika Pachala kann ich beispielsweise wärmstens empfehlen.

Vom Ernährungsstil zum Ernährungstrend

Ebenso gut könnte ich auch sagen von der Unverträglichkeit zur Überzeugung. Ca. ein Jahr nachdem ich Gluten und Zucker aus meiner Ernährung gestrichen hatte, folgten Milchprodukte und vor zwei Jahren minimierten wir in der Familie unseren Fleischkonsum extrem. Sämtliche Produkte tauschten sich aus, vom Öl über Tee bis hin zu den Frühstücksutensilien. Wir achten beim Einkauf auf Verpackung, Saisonalität, Bio und Regionalität. Wir kochen hauptsächlich frisch. Wir hinterfragen noch alte, vorhandene Gewohnheiten regelmäßig und setzen immer und immer wieder um.

Heute geht es mir viel besser als vor fünf Jahren. Ich muss zugeben, dass ich inzwischen aber auch viel lockerer im Umgang mit meiner Ernährung bin, setze mich nicht mehr unter Druck meine eigenen Vorgaben zu 100% einzuhalten. Esse auch mal ein Dinkelbrötchen oder zu Weihnachten Schokolade und selbstgebackene Plätzchen von Oma, auch ein guter Käse findet immer mal wieder den Weg zu uns. Es ist alles eine Art grobe Richtung aber kein Muss um jeden Preis. Vermutlich macht die Masse tatsächlich das Gift. Trotzdem, auch wenn ich merke, dass meine Probleme durch Darmreinigungen und Ernährungsanpassungen verschwunden sind, halte ich es bei, bewusst mit meiner Ernährung umzugehen, einfach aus Überzeugung.

Ernährung kann so leicht sein…

Ich kann mir gut vorstellen, dass jeder, der am Anfang seiner Ernährungsumstellung steht laut lacht und denkt ich wäre ein Meister der Ironie. Nee tatsächlich meine ich das Ernst, auch wenn ich es an meinem eigenen Anfang ebenfalls ganz und gar nicht so sah. Inzwischen gibt es in jedem Markt viele alternative Produkte, spezialisierte Bäcker und insgesamt finde ich auch viel mehr Produktanpassungen. Das heißt, man kommt überall an den heißen Scheiß ran, ohne ein Vermögen ausgeben zu müssen. Ich bin ein Fan von allem was leicht geht.

glutenfreie Alternativen

Ich habe zwar sämtliche Mehle daheim, Mandelmehl, Hanfmehl, Reismehl, Maismehl, Buchweizen usw. jedoch wenn ich nur eben mal schnell Eierkuchen machen möchte, dann greife ich zur glutenfreien Mehlmischung. Diese gibt es schon lange von Schär, aber auch bei Lidl und Aldi kann man plötzlich viele glutenfreie Produkte kaufen. Apropos glutenfreie Produkte. Die fertigen von Schär und Co, Kekse beispielsweise schmecken eher solala und enthalten auch oft Zucker, Palmöl und Co. Deshalb ziehe ich selber backen definitiv vor.

Zucker Alternativen

Weißen Industriezucker findest du bei uns nur noch im kleinen, eingestaubten Zuckerspender, dafür arbeite ich mit Kokosblütenzucker, Agavendicksaft, Reissirup, Datteln und Honig (natürlich nur vom regionalen Imker). Mein absoluter Liebling ist Dattelmus, allerdings geht es mit Kokosblütenzucker beispielsweise schneller und einfacher (Zubereitung, Konsistenz ist ähnlich wie bei Zucker). In den Kuchen rühre ich aber auch gern mal einfach nur eine reife Banane ein. Muss ja nicht immer mega süß sein. Mit der Zeit gewöhnen sich auch die Geschmacksknospen daran und lassen herkömmliche Schokolade o.ä. unerträglich süß erscheinen.

Wie Milchprodukte ersetzen?

Drei Straßen entfernt von meiner Wohnung, befindet sich das Leipziger Käsehaus. Ich bin ein riesiger Käsefan und an dem Punkt bin ich ganz ehrlich. Ich mache ja vieles mit, verzichte auf Gluten und Zucker, Milch an sich brauche ich auch nicht und Fleisch + Wurst erst recht nicht. ABER ein Ersatz für einen richtig leckeren Appenzeller, der müsste erst erfunden werden 😉 Als Ersatz für Milch greife ich zu Hafer- oder Mandelmilch, die ich mittlerweile aber selber mixe aus Haferpulver bzw. Mandelmus (bio) + Wasser). Es gibt aber auch Sojamilch und Reismilch. Käse zum Überbacken kann man auch super lecker aus pürierten Cashewkernen und Hefeflocken + Salz und ein wenig Senf selber machen.

Und wenn der kleine (Heiß)-hunger kommt?

Bei uns stehen immer Nüsse und frisches Obst parat. Ein Apfel wirkt wunderbar gegen Heißhunger und auch Trockenfrüchte, Maiswaffeln oder Mais-Knusperbrot ist immer im Haus. Mir hilft wenn ich Bock auf Geschmack im Mund habe auch ein ungesüßter Tee oder bei Energiemangel ein schwarzer oder grüner Tee.

Obst und Gemüse für Saft

Wird man überhaupt satt, wenn man auf so viel verzichtet?

Definitiv! Und endlich komme ich auch auf meine 7 Portionen Obst und Gemüse am Tag, was ich vorher irgendwie nie geschafft habe.

Was zum Frühstück?

Cool für den Start in den Tag ist ein Obst- und Gemüse-Smoothie, eine Smoothie Bowl oder wenn ich Porridge (Haferflockenbrei aus Haferflocken und Milchdrink) oder Müsli (ja es gibt Glutenfreie Sorten) esse, dann presse ich meistens einen Obst- und Gemüsesaft dazu. Auch Chiapudding (Chiasamen im Milchdrink am Abend zuvor ansetzen) mit frischem Obst ist super lecker.

Porridge Mandala
gesundes, einfaches Frühstück

Warme Mahlzeiten

Mittags und abends mache ich je nachdem wie es passt mindestens eine warme Mahlzeit.

Dabei findet die Gemüsepfanne in sämtlichen verschiedenen Varianten immer Abnehmer bei uns. Je nachdem welches Gemüse es gerade gibt, lasse ich dieses sanft kochen mal mit Erdnusbutter, mal nur mit Wasser oder mit Tomatenmark, auch mit Kokoscreme… Dazu passen gut Reis, Glasnudeln oder Quinoa. Auch Kartoffeln kann man direkt unter das Gemüse mischen. Du kannst auch Tofu oder Fisch dazu essen. Es ist so einfach und so variabel.

Gemüsepfanne mit Glasnudeln

Eintöpfe und Suppen sind ebenfalls immer schnell und/oder einfach machbar. Ich mag ebenfalls auch sämtliche Arten von Kohlgerichten mit Kartoffeln oder getrocknete Bohnen und Linsen als Eintopf.

Einen echten Hingucker und Nährstofflieferanten bieten frische Keimlinge oder Sprossen, die man über die Gemüsepfanne oder über den Eintopf streuen kann.

Pizza aus Blumenkohl oder Rosenkohl ist super lecker und wenn wir schon bei kleinen Teiginselchen mit was drauf sind, bieten sich auch Eierkuchen/Pfannkuchen (glutenfreie Mehlmischung + Milchdrink + Ei) jederzeit gut an. Auch eine Scheibe Aubergine ist eine super Unterlage für beispielsweise kleine Tomatenscheiben und kann ganz leicht mit (selbstgemachten Käseersatz-)Käse überbacken werden. (Selbstgemachtes) glutenfreies Brot kannst du auch jederzeit lecker belegen und überbacken.

Wer Kinder im Haus hat, kennt wahrscheinlich die Problematik. Mindestens einmal pro Woche muss es Nudeln auf den Tisch geben. Ich habe ziemlich viele Nudelalternativen durch und kann sagen, dass es super leckere Alternativen und naja eher weniger gute Alternativen von Nudeln gibt 😉 Am besten schmecken mir persönlich die Kokos-Reis-Nudeln von Seitz. Dazu passend dann eine leckere Soße aus Tomaten , Zwiebeln, Knoblauch und Basilikum. Ich würde lügen wenn ich sage, man würde keinen Unterschied merken, aber es schmeckt ebenfalls ausgesprochen gut.

Kalte Mahlzeiten

Ganz klassisch bereite ich oft eine Brotzeit vor, manchmal auch mit Salat. Brot kaufe ich entweder glutenfrei (All free Brot <3)oder mache es selber und für oben drauf habe ich meine Liebe zu den Gemüseaufstrichen entdeckt, die ich immer in verschiedensten Geschmacksrichtungen in der Reserve habe. Die gibt es im Drogeriemarkt, im Reformhaus oder Biomarkt und inzwischen natürlich auch in allen anderen Supermärkten. Kresse, Gurke und Tomaten machen die Brotzeit dann zu einem Gaumenschmaus.

Wenn wir uns mal wieder nicht einigen können, was in den Salat alles hinein soll, weil der eine dies nicht mag und der andere jenes nicht, dann machen wir Food Bowls. Da kommt alles auf den Tisch was so da ist, also sämtliche Gemüsesorten, manche roh, manche gedünstet/gebraten, Pilze, Nüsse und Samen oder Kerne, eine Sättigungsbeilage, wie Quinoa, Maisgrieß oder Reis, auch Süßkartoffeln oder Kartoffeln passen toll dazu und getrocknete Früchte wie beispielsweise Gojibeeren, gepuffter Amaranth, Nüsse oder ähnliches. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt und wie jeder am Tisch seine Bowl dann gestaltet obliegt seinen individuellen Vorlieben.

Wenn man dann doch mal keine Lust zum Selberkochen oder Zubereiten hat funktionieren eigentlich auch diverse Lieferdienste gut. Sushi beispielsweise gibt es bei uns auch regelmäßig und über den Zucker im Reis, schaue ich in solchen Momenten dann eben mal kurz hinweg 😉

Buchtipps: